Eisenbahnfotografie: Ein Einsteiger Guide
Schön das dich die Kunst der Eisenbahnfotografie interessiert! Herzlich Willkommen in meinem Einsteiger Guide. Ich hoffe du kannst viele Eindrücke, Tipps und Tricks mitnehmen.
Einleitung
Ich bin nun seit Mitte 2019 im Game und fotografiere regelmässig Eisenbahnen. Dabei sind mir viele Fehler unterlaufen (und werden mir in Zukunft unterlaufen). Gerne möchte ich in diesem Artikel einige Erkenntnisse und Learnings mit dir teilen.
Die Szene unterteile ich gerne in zwei grobe Kategorien:
- Fotografen, welche sich mehr für das Motiv interessieren (Loks, Wagen oder Triebfahrzeuge)
- Fotografen, welche sich mehr für die Umgebung und das Gesamtbild interessieren.
Ich stelle mich da eher in die zweite Kategorie. Hauptsächlich konzentriere ich mich darauf, interessante Bilder mit Landschaft und Eisenbahn zu gestallten.
Aufgrund der oben genannten Tatsache, beschäftige ich mich hier im Guide hauptsächlich mit der Bildkategorie “Landschaftsbilder mit Eisenbahn”. Aber viele der genannten Beispiele lassen sich 1:1 auf andere Fotoprojekte übertragen.
Viele der genannten Beispiele und Do und Don’ts basieren auf meinen persönlichen Bildpräferenzen. Fotografie ist wie Musik; eine Geschmacksache.
Vorbereitung
“Auf gut Glück” lassen sich nur wenige Bilder realisieren, vor allem am Beginn. So sei dir selber Lieb und bereite dich auf deinen Fotoausflug ordentlich vor. Hier einige Hilfsmittel, Tipps und Tricks.
Fotostelle finden
Viele der bekanntesten Fotostellen findest du auf Flickr oder anderen Eisenbahnfoto-Webseiten.
Zu Beginn deiner Laufbahn als Eisenbahnfotograf ist das nachahmen von bereits getätigten Fotos erwünscht. Die Fotografen haben sich bei der Bildgestaltung sowie Auswahl der Fotostelle ihre Gedanken gemacht. Versuche diese zu verstehen und erweitere deinen eigenen Horizont mit den Erkenntnissen. Irgendwann wirst du automatisch passende Fotostellen selber entdecken oder bereits etablierte neu interpretieren und gestallten.
Zu Beginn suche dir einfach zugängliche und realisierbare Fotostellen aus. Ein gutes Beispiel, so einer Fotostelle, ist Einigen im Berner Oberland oder Steinen in der Zentralschweiz. Diese Stellen sind gut per ÖV oder Individualverkehr erreichbar, bieten dir viele Motive (Züge) und wurden bereits reichlich dokumentiert.
Sonnenaufgang & Sonnenuntergang
Die schönsten Bilder lassen sich kurz nach Sonnenaufgang oder beim Sonnenuntergang realisieren. Weiter ist es gut zu wissen, wann die Sonne an der ausgewählten Fotostelle auf oder unter geht. Hierzu empfehle ich dir http://solartopo.com. Solartopo rechnet anhand des Datums und geografischen Gegebenheiten den Sonnenaufgang und Sonnenuntergang an einer ausgewellten Stelle aus.
Tipp: Beachte die Sommer und Winterzeit.
Sonnenstand
Neben dem Aufgang und Untergang ist der Stand der Sonne wichtig. Ein Bild zum Sonnenhochstand ist meist unbrauchbar. Als Faustregel kann folgende Aussage verwendet werden: “Wenn der Schatten kürzer ist als dein Fotoobjekt, sollst du die Kamera eingepackt lassen”. Was meine ich damit? Wenn nun der Schatten des Zuges nur halb so gross ist wie das Fahrzeug, dann kannst du davon ausgehen, dass die Foto sehr schwierig wird interessant zu gestalten. Hier ein Beispiel:
Hier ein Beispiel mit langem Schatten:
Ich nutze diese “Tote” Zeit gerne als Entspannungszeit und geniesse die Gegend, in welcher ich Fotografiere.
Weiter ist der Einfallswinkel der Sonne zu beachten, so dass dein Fotoobjekt optimal ausgeleuchtet ist. Hierzu kann ich dir https://www.sonnenverlauf.de empfehlen. Die Seite bietet dir alle nötigen Tools um den Sonnenstand auszulesen.
Eine schlecht ausgeleuchtete Front ist ein Dealbreaker für ein gutes Bild. So versuche möglichst darauf zu achten, dass dein Fotoobjekt optimal ausgeleuchtet ist. Hier ein Beispiel für eine schlecht ausgeleuchtete Front:
Leider lassen es oft die örtlichen Gegebenheiten nicht zu, die Front optimal ausgeleuchtet zu haben, das soll dich aber nicht vor dem Fotografieren abhalten. Falls keine Ausweichstelle vorhanden ist, versuche doch den Zug etwas seitlich aufzunehmen, so dass die Front kaum sichtbar ist.
Der goldene Schnitt
Der goldene Schnitt ist eine Regel, die oft in der Fotografie verwendet wird, um ein ausgewogenes und harmonisches Bild zu schaffen. Dabei wird eine Strecke in zwei Teile aufgeteilt, so dass das Verhältnis der kleineren Strecke zur grösseren Strecke dem Verhältnis der grösseren Strecke zur gesamten Strecke entspricht. Als Anfänger in der Fotografie kannst du den goldenen Schnitt als Ausgangspunkt für deine Kompositionen verwenden, um dein Verständnis für die Bildgestaltung zu verbessern. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass der goldene Schnitt nicht immer angewendet werden muss und es Situationen gibt, in denen bewusst gegen diese Regel verstossen werden sollte, um bestimmte Effekte zu erzielen oder eine bestimmte Stimmung im Bild zu erzeugen.
Am Spot
Immer gilt: Sicherheit geht vor! Eine Foto ist nie dein Leben wert. Achte auf die aktuelle Gesetzgebung und den Zugangsweg. Viele Fotostellen sind nur “Illegal” erreichbar. Sei respektvoll gegenüber Eigentum, Land und Infrastruktur von anderen.
Je nach geografischer Gegebenheit ist gutes Schuhwerk empfohlen. Nimm immer genügend Wasser mit. Es gibt nichts mühsameres als an einer Fotostelle zu stehen und durst zu haben.
Archivierung
Eine korrekte Archivierung deiner Bilder ist genau so wichtig wie die Planung deiner Ausflüge.
Es gibt viele Möglichkeiten deine Bilder zu sortieren: Du könntest deine Bilder nach Bahngesellschaft, Aufnahmeort oder Fahrzeugtyp sortieren. Meine persönliche Empfehlung ist die Sortierung nach Datum. Bei der Verwendung von Lightroom oder ähnlicher Bildarchivprogramme, kann zusätzlich mit Tags / Stichwörter gearbeitet werden.
So gehe ich vor
- Nach einem erfolgreichen Tag importiere ich meine Bilder in einen Ordner mit dem Namen des aktuellen Datum. Beispiel: “11.07.2022”.
- Anschliessend verschiebe ich den Ordner in meine Ordnerstruktur, welche wie folgt aufgebaut ist: <<JAHR>>/<<MONAT>>/<<DATUM>>. Beispiel: “2022 > 07 > 11.07.2022".
- Mit Lightroom markiere ich die Auslösungen, welche ich weiterbearbeiten und verwenden möchte.
- Diese markierten Auslösungen werden mit Tags / Stichwörter erweitert wie, Standortname, Fahrzeug, Bahngesellschaft, weitere Infos wie z.B. Schnee, Streckenname, Land oder Zugtyp.
- So kann später nach genau diesen Stichwörter auch in Lightroom gesucht werden.
Nachbearbeitung
Das Thema Nachbearbeitung kommt sehr auf den Geschmack an. Ich persönlich bin der Meinung, dass weniger mehr ist. So verwende ich als Basis meiner Bearbeitungen den automatischen Modus von Lightroom. Anschliessend passe ich die Tone Kurve etwas an um die helleren Stellen heller wirken zu lassen. Der Himmel wird mit einer Maske leicht angepasst um ein stimmiges Bild zu ergeben.
Auf YouTube gibt es ganz gute Videos (Deutsch oder Englisch) zum Thema Landschaftsbilder mit Lightroom bearbeiten. Viele der gelernten Aspekte wende ich in meinen Bildern an.
Publikation
Nach einem erfolgreichen Fang will man das Bild natürlich veröffentlichen. Hierbei gibt es einige Punkte zu beachten:
- Achte darauf, dass du die Rechte an deinem Bild nicht abgibst.
- Lasse Bilder nur dann hoch, wenn du dich mit der Plattform auseinandergesetzt hast.
- Passe auf, dass du geltendes Recht nicht verletztest (z.B. Privatsphäre).
Meine persönlichen Top Plattformen zum veröffentlichen von Eisenbahnbildern sind:
- Flickr: https://flickr.com (Generell für Fotopublikation gedacht, unabhängig von Eisenbahnen)
- Trainspo: https://trainspo.com (Spezialisiert auf Eisenbahnbilder, Invite only)
- Bahnbilder.de: https://www.bahnbilder.de (Gewöhnungsbedürftiges Webinterface)
- Instagram: https://www.instagram.com (Wobei hier zwingend die AGBs gelesen werden müssen. Ihr gebt Meta (Facebook) das Recht die Bilder weiterzuverwenden, ohne dass ihr einen Franken dafür bekommt oder namentlich erwähnt werdet!)